Die Wohnung im Hochpaterre des denkmalgeschützten Mehrfamilienhauses in der Kemptner Innenstadt sollte sowohl technisch modernisiert als auch an die Bedürfnisse der einziehenden Baufamilie angepasst werden. Unser Grundsatz war dabei der respektvolle Umgang mit der historischer Bausubstanz bei gleichzeitiger Angleichung des Altbaus an die Erfordernisse modernen Wohnens.
Die Stadtwohnung aus der Jahrhundertwende wurde mit zeitgemäßer Elektroinstallation und neuen sanitären Einrichtungen zukunftsfähig gemacht. Unser innenarchitektonisches Konzept sah außerdem eine Änderungen der Raumnutzung vor, um Wohnen und Schlafen zu bündeln. Das Bad wurde durch eine neue Trockenbauwand verkleinert und ein bisher „gefangenes“ Kinderzimmer kann nun direkt vom Flur aus betreten werden. Bestehende Türblätter wurden versetzt und der Schreiner fertigte hierfür neue Türstöcke in Massivholz nach altem Vorbild.
In Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt wurden Originale wie Türen, Fenster, Beschläge, Parkettböden, Stuck, Wand- und Deckenoberflächen behutsam restauriert. Fehlende Sockelleisten, Sprossen an Innentüren und ein Fensterbrett aus massiver Eiche im Turmzimmer wurden nach bauzeitlichen Vorgaben ergänzt. Wichtig war der Baufamilie dabei die Verwendung von natürlichen und ursprünglichen Materialien wie Kalkputz und Silikatfarben an allen Wand- und Deckenflächen, Leinölfarben für Holzoberflächen und traditionellen Zementfliesen.
Optimierter Grundriss → Um Wohn- und Essbereich zu verbinden, wurde die Küche vom Westen ins „Turmzimmer“ im Osten zum Wohnzimmer verlegt. Die Küchenmöbel aus Massivholz wurden von uns geplant und vom Schreiner ausgeführt. Die mit Leinölfarbe gepinselten Oberflächen wirken lebendig und passen gut zu den originalen Sockelleisten, Türen und Fenster und ihren zahlreichen Gebrauchsspuren der letzten 120 Jahre.
Unser Farbkonzept berücksichtigt Sichtbezüge → Die Wandfarbe der Küche greift die Farbe des originalen Kachelofens auf.
Einfallendes Tageslicht wird durch die wellige Oberfläche des mundgeblasenen Fensterglases spannungsreich auf Wände und Decken projiziert. Zerbrochene Scheiben wurden deswegen mit historischem „Goethe-Glas“ ersetzt.